21.09.2023

Personalarbeit gegen schwindende Motivation

Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt

44 Prozent der Angestellten fühlen sich vom Arbeitgeber nicht gefördert

Fördert Ihr Arbeitgeber Ihre berufliche und persönliche Weiterentwicklung? Auf diese Frage antworten 47 Prozent der Beschäftigten in Deutschland mit „ja“ oder „eher ja“. Fast genauso groß ist aber die Zahl derer, die „nein“ oder „eher nein“ zu Protokoll geben (44 Prozent; neun Prozent trauen sich keine Einschätzung zu). Groß ist hierbei der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während sich Frauen mehrheitlich nicht gefördert sehen (46 Prozent nein zu 44 Prozent ja), sind bei berufstätigen Männern deutlich mehr von ihrer Förderung überzeugt als nicht überzeugt (51 Prozent ja zu 42 Prozent nein). Ab 45 Jahren nimmt unter allen Beschäftigten aber das Gefühl, gefördert zu werden, schlagartig und drastisch ab. Zudem fühlen sich Teilzeit-Beschäftigte insgesamt auch wesentlich seltener gefördert als Vollzeit-Beschäftigte (40 Prozent zu 50 Prozent).

Große Chancen für Personalarbeit

Welche weitreichenden Auswirkungen das Gefühl hat, sich nicht gefördert zu fühlen, zeigt eine Detailanalyse der HDI Berufe-Studie. Und sie offenbart damit zugleich die großen Chancen der Personalarbeit.

Verglichen mit denjenigen, die sich vom Arbeitgeber nicht gefördert fühlen, sagen Beschäftigte mit Förderungsgefühl fast die Hälfte häufiger, dass ihnen der Beruf viel bedeutet (58 Prozent zu 37 Prozent) und sie ihn als sinnstiftend empfinden (57 Prozent zu 38 Prozent). Ebenfalls nehmen sie den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft deutlich häufiger als hilfreich an (63 Prozent zu 42 Prozent) und trauen auch dem mobilen Arbeiten viel öfter bessere Ergebnisse zu (48 Prozent zu 37 Prozent).

Kündigung wegen schlechter Vorgesetzter

Exakt jeder zweite Angestellte in Deutschland (50 Prozent) würde wegen schlechten Vorgesetzten kündigen. Bei den unter 40-Jährigen sind es sogar 56 Prozent, bei den Älteren nur etwas weniger als die Hälfte (45 Prozent). Frauen zeigen sich in ihrer Einstellung dabei entschlossener als Männer (53 Prozent zu 48 Prozent). Und in Westdeutschland sind wegen schlechter Führungskräfte deutlich mehr Angestellte zur Kündigung bereit als im Osten (51 Prozent zu 47 Prozent).

Interessant ist aber: Die Gehaltshöhe hat auf die Kündigungsbereitschaft offenbar keine signifikante Auswirkung. So ist sie etwa bei monatlichen Nettoeinkommen unter 2.000 Euro exakt so hoch wie bei Nettoeinkommen über 5.000 Euro (51 Prozent). Mit Geld lässt sich offensichtlich die Unzufriedenheit mit Vorgesetzen kaum überspielen - und dies gilt insbesondere gegenüber jungen Talenten im Unternehmen.

Innerhalb der verschiedenen Berufsgruppen schließlich ist im Falle von schlechten Vorgesetzten die Wechselbereitschaft bei Angestellten im Bereich Werbung, Marketing und Medien am höchsten. Exakt zwei Drittel (66 Prozent) würden in diesem Fall kündigen. Die Langmut ist dagegen bei Beschäftigten im Bereich Bau, Architektur und Gebäudetechnik offenbar am höchsten. Hier würden nur 40 Prozent auf schlechte Vorgesetzte mit einer Kündigung reagieren.

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