23.09.2025

Berufstätige streben nach Sicherheit und Teilzeit – Lieber öffentlicher Dienst als Privatwirtschaft – Homeoffice wird verteidigt und Künstliche Intelligenz als Hoffnungsträger

Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt

Deutschlands Berufstätige streben nach weniger Belastung und mehr Sicherheit: 53 Prozent der Angestellten in Vollzeit wollen ihre Arbeitszeit reduzieren. Das ist ein neuer Rekordwert und die vierte Steigerung in Folge seit dem letzten Jahr der Corona-Pandemie 2022 (48 %).

Öffentlicher Dienst gewinnt an Attraktivität

Gleichzeitig würden sich insgesamt mehr Erwerbstätige bei gleichem Tätigkeitsfeld für eine Arbeitsstelle im öffentlichen Dienst entscheiden (43 %) statt in der Privatwirtschaft (40 %). Insbesondere ist das bei Berufstätigen unter 25 Jahren und ab 45 Jahren der Fall. Nur in der dazwischenliegenden Altersgruppe verzeichnet die Privatwirtschaft ein Attraktivitätsplus.

54 Prozent der Berufstätigen in Deutschland sehen als größten Vorteil des öffentlichen Dienstes die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Danach folgen höhere Bezüge im Ruhestand, ein besseres Nettogehalt sowie „weniger Stress“. Für jeden vierten Befragten (24 %) ist dabei der Staatsdienst innerhalb der vergangenen fünf Jahre attraktiver geworden.

Besonders interessant: Unter Führungskräften mit Personal- und Projektleitungsverantwortung spricht sogar jeder Dritte (32 %) von gestiegener Attraktivität − im Vergleich zu denen ohne Führungsaufgaben (22 %) sind das die Hälfte mehr. Innerhalb der Branchen ist das Interesse am Öffentlichen Dienst bei den meisten aus Bau- und Architektur sowie IT stärker als noch vor fünf Jahren (je 30 %).

„In einer Zeit weltweit wachsender Unsicherheit scheint das Bedürfnis nach beruflicher Sicherheit auch bei leitenden Angestellten zu wachsen. Und weil dieses Sicherheitsstreben gerade auch die Jüngsten schon so stark erfasst hat, dürfte das kein vorübergehendes Phänomen sein. Diese Entwicklung könnte sich künftig noch verstärken.“

Jens Warkentin
Vorstandsvorsitzender der HDI Deutschland AG

Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender der HDI Deutschland AG, folgert: „In einer Zeit weltweit wachsender Unsicherheit scheint das Bedürfnis nach beruflicher Sicherheit auch bei leitenden Angestellten zu wachsen. Und weil dieses Sicherheitsstreben gerade auch die Jüngsten schon so stark erfasst hat, dürfte das kein vorübergehendes Phänomen sein. Diese Entwicklung könnte sich künftig noch verstärken.“

Skepsis gegenüber Künstlicher Intelligenz (KI) schwindet

Zugleich wächst unter allen Berufstätigen die Hoffnung auf positive Effekte durch die Einführung Künstlicher Intelligenz (KI). So wächst die Zahl der Berufstätigen, die in KI „mehr Chancen als Risiken“ für ihr Unternehmen kontinuierlich: von 11 Prozent im Jahr 2023 über 23 Prozent im Vorjahr auf jetzt 28 Prozent – die Einschätzung ist heute also fast dreimal stärker verbreitet. Noch kräftiger wächst die Zuversicht, dass KI „zu besseren Ergebnissen im Unternehmen“ führt: von 8 Prozent im Jahr 2023 auf jetzt 24 Prozent.

„Die wachsende Zustimmung bei den Berufstätigen signalisiert, dass Künstliche Intelligenz ein echter ‚Gamechanger‘ sein kann. Dass sie Unternehmen erhebliche Potenziale eröffnet, ist unbestritten. Entscheidend wird jedoch sein, diese verantwortungsvoll einzusetzen und dabei die möglichen Risiken stets im Blick zu behalten.“

Jens Warkentin
Vorstandsvorsitzender der HDI Deutschland AG

Jens Warkentin: „Die wachsende Zustimmung bei den Berufstätigen signalisiert, dass Künstliche Intelligenz ein echter ‚Gamechanger‘ sein kann. Dass sie Unternehmen erhebliche Potenziale eröffnet, ist unbestritten. Entscheidend wird jedoch sein, diese verantwortungsvoll einzusetzen und dabei die möglichen Risiken stets im Blick zu behalten.“

Interessant ist hierbei die Einschätzung, ob die Berufstätigen in ihren Unternehmen durch KI den Abbau von Jobs sehen: Nur 7 Prozent wollen dies bereits beobachtet haben, und 36 Prozent erwarten es. Allerdings sagen schon heute mehr Berufstätige (45 %), dass sie das weder bislang erlebt haben noch in Zukunft erwarten.

Hier geht es zu den vollständigen Ergebnissen und Grafiken zu KI: Skepsis gegenüber Künstlicher Intelligenz (KI) schwindet immer weiter

Erwartungen an Führungskräfte variieren mit dem Lebensalter

Bei der Frage nach den wichtigsten Eigenschaften, die sich Berufstätige von ihrer Führungskraft wünschen, gibt es große Unterschiede: „Dass eine Führungskraft auf meine Work-Life-Balance achtet“, ist etwa für die unter 40-Jährigen die zweitwichtigste Eigenschaft (28 %). Für die Älteren ab 40 Jahre ist dies dagegen nur halb so wichtig und – von insgesamt zehn Kriterien – das unwichtigste (14 %). Umgekehrt wünschen sich hingegen 33 Prozent der Älteren, dass sich eine Führungskraft „schützend vor das Team stellt“. Das sagt unter den Jüngeren fast ein Drittel weniger (26 Prozent).

Einig sind sich jedoch beide Altersgruppen darin, dass eine „gleiche und faire Behandlung aller und keine Bevorzugungen“ die wichtigste Eigenschaft von Führungskräften sein sollte – wenn auch dies für Ältere ab 40 Jahren noch etwas wichtiger ist als für Jüngere (42 % zu 38 %).

Homeoffice wird verteidigt − und korreliert mit Grundeinstellungen

Restriktivere Regelungen beim Homeoffice werden zudem insgesamt mehrheitlich abgelehnt. Wer das besonders zur Corona-Zeit eingeführte Homeoffice nutzt, will auf Flexibilität beim Arbeitsort nicht mehr verzichten. Mehr als zwei Drittel (68 %) von denen, die heute dauerhaft oder regelmäßig im Homeoffice oder mobil arbeiten, sind gegen einen Rückruf an den Firmenarbeitsplatz sowie strikte Vorgaben, wie viel im Homeoffice gearbeitet werden darf. Unter denen, die dauerhaft am Firmensitz arbeiten, wird diese Ansicht weniger als halb so oft (33 %) vertreten. Vielmehr plädieren unter ihnen 40 Prozent für einen generellen Rückruf oder entsprechende Vorgaben.

Interessant ist dabei, wie die Einstellungen zum Beruf offenbar mit der Möglichkeit zur mobilen Arbeit korreliert: So erklären 76 Prozent der Homeoffice- bzw. Mobil-Arbeiter: „Ich arbeite gern“. Unter den Dauer-Präsenten in der Firma sind es nur 71 Prozent. Den höchsten Anteil von 80 Prozent haben diejenigen, die lediglich ab und zu im Homeoffice bzw. mobil arbeiten. Auch „Spaß am Beruf“ empfinden die ständigen / regelmäßigen Homeoffice-Arbeiter häufiger als die dauerhaften Arbeiter am Firmensitz (73 % zu 69 %). Auffallend ist, dass auch hier diejenigen, die nur ab und zu im Homeoffice bzw. mobil arbeiten, mit 77 Prozent erneut den höchsten Wert erreichen.

Bundesländer mit Unterschieden − gerade beim Thema Rüstungsindustrie

Mehr als jeder dritte Berufstätige in Deutschland (38 %) kann sich vorstellen, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Regional gibt es dennoch Differenzen. So besteht die größte Bereitschaft im Saarland (49 %) und in Bayern (48 %). Am geringsten ist sie in Sachsen-Anhalt (30 %) und Berlin (31 %). In der Bundeshauptstadt gibt es mit 64 Prozent bundesweit auch die größte grundsätzliche Ablehnungsfront gegenüber Jobs in der Rüstungsindustrie (Bundesdurchschnitt: 55 %).

Deutliche Unterschiede gibt es ebenfalls bei Antworten auf die Frage: „Glauben Sie, dass Berufstätige in Deutschland im Job grundsätzlich Ihr Bestes geben?“ Berufstätige in Hamburg sind davon am stärksten überzeugt (71 %). Das Saarland ist bei diesem Ranking Schlusslicht (57 %). Nur geringfügig höher ist der Wert in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils 58 %). Der Bundesdurchschnitt liegt bei 62 Prozent.

Eine deutliche Spreizung gibt es schließlich bei der Frage, ob Berufstätige ihren heutigen Lebensstandard im Ruhestand uneingeschränkt beibehalten können: 26 Prozent sind im Bundesdurchschnitt davon überzeugt. Mit dem höchsten Wert von jeweils 32 Prozent liegen Bayern und Berlin dabei aber deutlich vor den Schlusslichtern Sachsen (19 %) und Thüringen (20 %). Ein Faktor ist auch der Arbeitsbereich: Wer Zeit seines Lebens im öffentlichen Dienst war, geht zu 36 Prozent davon aus, auch im Ruhestand den bisherigen Lebensstandard uneingeschränkt beibehalten zu können. Nur 25 Prozent sind es hingegen bei denjenigen, die ihr gesamtes Berufsleben in der Privatwirtschaft tätig waren.

Die HDI Berufe-Studie wird jährlich bundesweit durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland. Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage im YouGov Panel, an der 3.739 erwerbstätige Personen zwischen dem 11. Juni und 31. Juli 2025 teilnahmen. Die Daten wurden mit den Quotenmerkmalen Alter und Geschlecht innerhalb der einzelnen Bundesländer erhoben. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die erwerbstätige Bevölkerung in jedem einzelnen Bundesland ab 15 Jahren nach Alter und Geschlecht sowie für die erwerbstätige Bevölkerung in Deutschland insgesamt ab 15 Jahren nach Alter, Geschlecht und Region.

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