14.12.2020

Corona-Krise zeigt bei Jüngeren mehr Wirkung

Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt

Die Pandemie verändert die Arbeitswelt. Jüngere Berufstätige spüren das stärker als ältere.

Jeder vierte Berufstätige im Alter zwischen 15 und 44 Jahren erklärt, dass durch die Corona-Zeit der Anteil digitaler Tätigkeiten bei seiner Arbeit „stark“ oder sogar „sehr stark“ gestiegen ist. Bei Beschäftigten ab 45 Jahren sagt das nur etwa jeder sechste (24 zu18 Prozent). Damit vergrößert sich durch die Pandemie die Schere beim Thema Digitalisierung zwischen jüngeren und älteren Erwerbstätigen: Laut HDI Berufe-Studie 2020 geben inzwischen die Beschäftigten zwischen 15 und 44 Jahren den Anteil digitaler Tätigkeiten an ihrer Arbeit mit durchschnittlich 57 Prozent an. Von den Erwerbstätigen ab 45 Jahren werden dagegen deutlich weniger mit nur 48 Prozent genannt.

Jüngere Berufstätige begrüßen Digitalisierung

Offenbar steckt eine grundsätzlich andere Einstellung hinter diesen Zahlen. Gut die Hälfte der jüngeren Erwerbstätigen bis 44 Jahre empfindet „den digitalen Wandel unterm Strich insgesamt als Erleichterung der Arbeit“ (51 Prozent). Die älteren Berufstätigen sagen das nur zu 40 Prozent. Auch bei einer anderen Frage zeigen sich Unterschiede. „Wie beurteilen Sie die Effekte der Digitalisierung auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben (Work-Life-Balance) bei Ihnen persönlich?“ Exakt jeder dritte der jüngeren Erwerbstätigen berichtet hier von einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben durch die Digitalisierung. Unter den Älteren ist es aber nur jeder fünfte (33 zu 20 Prozent).

Prinzipiell spielt der Beruf in jüngeren Lebensjahren offenbar eine wichtigere Rolle. Für exakt 60 Prozent der Berufstätigen unter 45 Jahre „ist ein Leben ohne Beruf nicht vorstellbar“. Die Älteren hingegen sind mit einem Wert von 53 Prozent weniger auf das Erwerbsleben fixiert. Auch die Erfahrungen der Corona-Zeit haben dies offenbar verstärkt. So sagen deutlich mehr unter den jüngeren als den älteren Beschäftigten, dass sie „durch die Corona-Zeit dankbarer für meine Arbeitsstelle“ geworden sind (33 zu 22 Prozent). Eine insgesamt positivere Einstellung zum Beruf durch die Corona-Zeit spüren schließlich auch mehr jüngere als ältere Erwerbstätige (35 zu 31 Prozent).

Kurzarbeit löst auch Ängste aus

Deutlich häufiger geben jüngere gegenüber älteren Erwerbstätigen an, dass sie die Zeit in Kurzarbeit während der Corona-Krise „als insgesamt für mich wertvoll“ empfunden haben (46 zu 39 Prozent). Zudem hat sich bei weit mehr der unter 45-Jährigen in dieser Zeit das Verhältnis zur Familie verbessert (21 Prozent zu 14 Prozent bei den Älteren). Allerdings: Unter den jüngeren Beschäftigten empfindet seither ein größerer Anteil finanzielle Existenzängste beziehungsweise Angst vor Arbeitslosigkeit als unter den älteren (28 zu 22 Prozent). Darüber hinaus gibt es eine größere Gruppe unter den Jüngeren, die die Kurzarbeit als für sich insgesamt als belastend empfunden haben (26 zu 22 Prozent unter den Älteren).

Zusammengefasst zeigt die HDI Berufe-Studie 2020, dass Kurzarbeit viel stärkere Effekte auf jüngere Berufstätige hat als auf ältere. So sagen nur sieben Prozent der 15 bis 44-Jährigen, dass sich durch die Kurzarbeit bei ihnen nichts verändert hätte, bei den Älteren hingegen sind es jedoch dreimal so viele (21 Prozent).

Forderungen für die Zukunft

Von einer verbesserten Effizienz im Unternehmen durch die Corona-Zeit berichten elf Prozent der Berufstätigen unter 45 Jahre. Von denen ab 45 Jahren sind es nur etwa halb so viele (6 Prozent). Dabei hat etwa ein Drittel der Jüngeren während der Corona-Zeit Erfahrung mit dem Home Office gemacht - signifikant mehr als bei den älteren Berufstätigen (31 zu 23 Prozent). Und offenbar ging dies einher mit guten Erfahrungen: So fordern jetzt 39 Prozent der jüngeren Erwerbstätigen, dass künftig vermehrt Heimarbeitsplätze angeboten werden (ältere Berufstätige: 32 Prozent) und dass dabei auch flexiblere Arbeitszeiten gelten sollen (50 zu 42 Prozent unter den Älteren). Schließlich zeigen sich die Jüngeren etwas weniger pessimistisch, was die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft betrifft. Während unter den älteren Berufstätigen fast zwei Drittel (63 Prozent) eine Pleitewelle in Deutschland befürchten, sind es unter ihnen nur etwa die Hälfte (49 Prozent).

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