Ohne einen Beruf können sich 61 Prozent der Beschäftigten in Ostdeutschland ihr Leben nicht vorstellen. In Westdeutschland liegt der Wert mit 56 Prozent deutlich niedriger. Doch nicht nur hier zeigen sich Unterschiede.
So betrachten im Osten auch signifikant mehr Erwerbstätige ihre Arbeit als sinnstiftend für die Gesellschaft (54 Prozent gegenüber 49 Prozent im Westen). Die Bedeutung sozialer Kontakte durch den Beruf wird ebenfalls höher bewertet (76 Prozent zu 72 Prozent im Westen) und auch die soziale Anerkennung im Beruf ist deutlich mehr Beschäftigten „sehr wichtig“ als in Westdeutschland (24 Prozent zu nur 19 Prozent im Westen).
Die Corona-Zeit hat diese Unterschiede tendenziell weiter verstärkt. Laut HDI Berufe-Studie 2020 haben 13 Prozent der Westdeutschen in dieser Krisenzeit eine negativere Einstellung zu ihrem Beruf entwickelt, in Ostdeutschland waren es hingegen nur zehn Prozent. Etwa gleich hoch war der Anteil derjenigen, die in der Pandemie eine positivere Einstellung zum Beruf gewinnen konnten (Ost 34 Prozent, West 33 Prozent).
Eine mögliche Ursache: In den ostdeutschen Bundesländern steht die Selbstverwirklichung im Beruf stärker im Mittelpunkt. Sie wird weit häufiger als wichtig angesehen als im Westen (72 Prozent zu 64 Prozent im Westen). Zudem wird auch der Anwendung erworbener Fähigkeiten im Beruf mehr Bedeutung beigemessen, die hier sogar 38 Prozent der Befragten als „sehr wichtig“ einschätzen (Westdeutschland 32 Prozent).