02.09.2020

Mobiles Arbeiten ist nicht per se besser

Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt

Laut Berufe-Studie bewerten Berufstätige mobiles Arbeiten und Homeoffice nicht per se besser als den Firmenarbeitsplatz.

Die Diskussion um Vor- und Nachteile des Mobilen Arbeitens, also außerhalb des Firmenarbeitsplatzes, hat durch die Corona-Krise einen gewaltigen Schub erhalten. Denn die Befragung der Berufstätigen im Rahmen der HDI Berufe-Studie ergibt: Gut jeder Dritte hat während der Corona-Zeit Erfahrung mit der Arbeit von zuhause gemacht. Der größte Teil war erstmalig, also ausgelöst durch die Corona-Pandemie, aus dem Homeoffice tätig.

Die Bewertung dieser Arbeitsweise fällt knapp eineinhalb Jahre nach dem ersten Lockdown deutlich differenziert aus. „Sind digitale Meetings effizienter und zielorientierter als persönliche Meetings vor Ort / am Firmenarbeitsplatz?“ Auf diese pauschale Frage antwortet knapp jeder Dritte (32 Prozent) mit ja - größer ist allerdings die Gruppe, die mit nein antwortet (41 Prozent). Ein ähnliches Verhältnis ergibt sich auf die Frage: „Ist die Qualität der Meetings im mobilen Arbeiten höher als bei Meetings vor Ort / am Firmenarbeitsplatz?“ Auch hier antworten 30 Prozent mit ja und 40 Prozent mit nein.

Differenzierte Bewertung

Aufschlussreicher als die allgemeine Beurteilung des mobilen Arbeitens außerhalb der Firma sind Einstellungen zu ausgewählten Aspekten. So hält eine Mehrheit der Berufstätigen die Erreichbarkeit von Kollegen und auch Führungskräften beim mobilen Arbeiten für sehr gut. Nur knapp ein Viertel sieht das nicht so. Ebenfalls werden die Möglichkeiten zu selbständigem Arbeiten und höherer Konzentration im Homeoffice von signifikant mehr Beschäftigten als besser gegenüber dem Firmenarbeitsplatz eingeschätzt.

Schwächen beim Teamwork

Immer wenn es um Teamwork und den gegenseitigen Austausch in einer Gruppe geht, offenbart das mobile Arbeiten bzw. Homeoffice eine offensichtliche Schwäche. So beurteilen fünfmal mehr der Berufstätigen in Deutschland den Austausch innerhalb eines Arbeitsteams als schlechter gegenüber dem Firmenarbeitsplatz (42 Prozent zu 8 Prozent, die diesen besser finden). Ähnlich negativ fallen die Antworten auch auf die Frage nach gegenseitiger Unterstützungsmöglichkeit und Wertschätzung im Team aus. Beim Urteil, ob Feedback zur Aufgabenerfüllung oder Klarheit über individuelle Arbeitsziele besser oder schlechter gelingen, nähern sich die Zahlen der Befürworter und Ablehner allerdings schon deutlich an (9 zu 28 Prozent bzw. 13 zu 15 Prozent).

Führungskräfte und Freiberufler vermissen am stärksten den sozialen Kontakt

„Es fällt schwer, beim mobilen Arbeiten soziale Kontakte und Bindung zu Kollegen:innen zu pflegen“. Im Vergleich zu denen, die Sie ablehnen, stimmen doppelt so viele Beschäftigte der Aussage zu (55 zu 23 Prozent). Das gleiche Verhältnis ergibt sich auch zur Aussage „Beim mobilen Arbeiten fehlt das gemeinsame "Wir Gefühl" im Team.“ Jüngere Berufstätige unter 45 Jahren beklagen dies dabei häufiger als ältere Beschäftigte, Männer mehr als Frauen und insbesondere Führungskräfte (65 Prozent). Unter den Berufsgruppen erreichen hier die Beschäftigten im Bereich Bau und Architektur sowie Steuerberater und Finanzdienstleister (68 und 67 Prozent) die höchsten Werte.

Eine Mehrheit der Erwerbstätigen empfindet das mobile Arbeiten als weniger anstrengend als das Arbeiten in der Firma (44 zu 28 Prozent). Während es bei dieser Beurteilung wenig Unterschiede zwischen den Altersgruppen gibt, zeigen sich Differenzen insbesondere zwischen den Geschlechtern und den verschiedenen Berufszweigen. So halten mehr Männer als Frauen mobiles Arbeiten für anstrengender (30 zu 26 Prozent). Unter Lehrern und Ausbildern ist die Quote mit 37 Prozent zudem fast doppelt so hoch, wie bei Beschäftigten im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik.

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