02.09.2021

Spaltung des Arbeitsmarkts

Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt
Die HDI Berufe-Studie zeigt: Wer die Digitalisierung annimmt, hat um ein Vielfaches mehr Spaß im Beruf

Fast sechs von zehn Befragte geben in der HDI Berufe-Studie 2021 an, den digitalen Wandel in ihrem Beruf als hilfreich zu erleben. Das sind gegenüber dem Vorjahr ein Viertel mehr. Wichtiger aber: Als belastend empfinden den digitalen Wandel nur noch 15 Prozent, 2020 waren es ein Drittel mehr. Dazu erklärt jeder vierte Berufstätige in Deutschland, während der Corona-Zeit einen „sehr starke“ oder „starke Zunahme“ digitaler Tätigkeiten bei der Arbeit erlebt zu haben. Mit Abstand am häufigsten ist das bei Lehrern und Ausbildern der Fall, von denen gut die Hälfte hiervon berichtet.

Verbesserte Work-Life-Balance

Die Digitalisierung hat zusätzlich auch zu einer verbesserten Balance zwischen Arbeits- und Privatleben (Work-Life-Balance) beigetragen. Fast jeder dritte Beschäftigte gibt das im Jahr 2021 an. Aber: Auffallend häufiger sagen dies berufstätige Männer (34 Prozent) gegenüber Frauen (28 Prozent). Und besonders häufig ist dies bei Akademikern der Fall (41 Prozent).

Spaltung durch Corona-Erfahrungen

Parallel zur breiten und weit überwiegend Akzeptanz der Digitalisierung zeigt sich unter den Berufstätigen in Deutschland eine zweite Entwicklung: Nach ihren Erfahrungen in der Corona-Zeit sprechen inzwischen 36 Prozent (Vorjahr 33 Prozent) der Erwerbstätigen davon, eine positivere Einstellung zu ihrem Beruf zu haben. Es sagen aber auch 15 Prozent (Vorjahr 12 Prozent), dass sie eine negativere Einstellung im Zuge der Pandemie entwickelt haben. Demnach wachsen beide Gruppen, die Gruppe mit verbesserter Berufseinstellung ist allerdings doppelt so groß.

„Für Frauen ist die Vereinbarkeit von Familie und Berufe immer noch eine belastende Herausforderung. Wir reden hier nicht nur von Kindern, sondern auch von der Betreuung pflegedürftiger Angehöriger. Hier haben wir leider immer noch ein Ungleichgewicht in der Belastung. Hier sind Gesellschaft und Arbeitgeber gefordert familienfreundliche Lösungen zu schaffen. Das ist schon heute eine Zukunftsaufgabe.“

Dr. Christopher Lohmann
Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland

Flankiert wird dieses Auseinanderdriften schließlich durch eine dritte kontinuierliche Entwicklung: Seit 2019 gibt es einen wachsenden Anteil von Erwerbstätigen, die an und in ihrem Beruf keinen Spaß empfinden. Gegenwärtig betrifft das schon mehr als jeden fünften Beschäftigten in Deutschland (22 Prozent). Vor Beginn der Corona-Pandemie 2019 waren es deutlich weniger (15 Prozent). Interessant ist dazu eine Erkenntnis, die die HDI Berufe-Studie zu Tage fördert: Diejenigen, die den digitalen Wandel in ihrem Beruf als hilfreich empfinden, berichten demnach viermal so häufig von Spaß bei der Arbeit als jene, die den digitalen Wandel als belastend empfinden. Und auch hier zeigen sich erneut Auffälligkeiten. So geben Frauen deutlich seltener an, den digitalen Wandel bei der Arbeit als hilfreich zu empfinden als berufstätige Männer (54 zu 61 Prozent). Ebenso berichten sie signifikant häufiger davon, keinen Spaß am und im Beruf zu haben als ihre männlichen Kollegen (23 zu 20 Prozent).

Dazu Christopher Lohmann: „Für Frauen ist die Vereinbarkeit von Familie und Berufe immer noch eine belastende Herausforderung. Wir reden hier nicht nur von Kindern, sondern auch von der Betreuung pflegedürftiger Angehöriger. Hier haben wir leider immer noch ein Ungleichgewicht in der Belastung. Hier sind Gesellschaft und Arbeitgeber gefordert familienfreundliche Lösungen zu schaffen. Das ist schon heute eine Zukunftsaufgabe.“

Das könnte Sie auch interessieren