27.11.2019

Mit dem Gehalt steigt die Jobzufriedenheit

Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt

Mit steigendem Nettoeinkommen nimmt unter den Erwerbstätigen in Deutschland nicht nur die Personal- und Leitungsverantwortung stark zu - das gilt parallel auch für die Zufriedenheit mit dem Beruf.

Etwa jeder achte Berufstätige in Deutschland (12 Prozent) hat sowohl Personal- als auch Projektleitungsverantwortung. Die Korrelation zur Höhe des Einkommens ist dabei groß: Fast drei Mal häufiger tragen Bezieher von Nettoeinkommen über 2.000 Euro im Monat Personal- und Leitungsverantwortung als Bezieher von Nettoeinkommen unter 2.000 Euro (17 Prozent gegenüber 6 Prozent).

Doch es besteht offenbar noch ein weiterer Zusammenhang. Die Bezieher höherer Einkommen sind der HDI Berufe-Studie zufolge so zufrieden mit ihrem Beruf, dass fast die Hälfte von ihnen diesen „auf jeden Fall“ wiederwählen würde (43 Prozent). Unter Erwerbstätigen mit weniger als 2.000 Euro netto im Monat sagt das nur ein Drittel (33 Prozent). Und interessant ist: Bezieher von Spitzengehältern ab 5.000 Euro im Monat würden sich sogar zu drei Vierteln (73 Prozent) erneut für ihren Beruf entscheiden.

Das ist eines der Ergebnisse der repräsentativen HDI Berufe-Studie. Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland hat dazu im Auftrag der Versicherung HDI über 3.600 Berufstätige ab 15 Jahren in umfangreichen Online-Interviews befragt.

Interesse und Neigung bei Berufswahl korreliert mit Einkommenshöhe

Faktisch kann nicht einmal jeder Vierte in der Einkommensgruppe unter 2.000 Euro den eigenen Beruf jungen Menschen „auf jeden Fall empfehlen“ (23 Prozent). Bei Beziehern höherer Einkommen ist es dagegen schon jeder Dritte (32 Prozent) und unter Spitzenverdienern sogar fast jeder Zweite (47 Prozent).

Eine mögliche Ursache: Menschen in den höheren Einkommensgruppen sind bei der Berufswahl ihren persönlichen Interessen und Neigungen gefolgt. Dieses Motiv geben 36 Prozent der Bezieher von Nettoeinkommen über 2.000 Euro im Monat an. Bei Spitzenverdienern ab 5.000 Euro netto sind es sogar 44 Prozent. In der Einkommensgruppe unter 2.000 Euro sind es hingegen mit 28 Prozent fast nur halb so viele.

Hier ist ein anderes Motiv bei der Berufswahl viel stärker ausgeprägt. Für 27 Prozent dieser Gruppe war die räumliche Nähe des Arbeitsplatzes zu ihrem Wohnsitz entscheidend. Dieses Kriterium wird von ihnen also fast gleich hoch gewichtet bei der Berufswahl wie der Wunsch, eigenen Interessen und Neigungen zu folgen. Bezieher höherer Einkommen nennen die räumliche Nähe eines Arbeitsplatzes dagegen nur zu 20 Prozent als Motiv für die Berufswahl, bei Spitzenverdienern spielt dieses Auswahlkriterium mit nur fünf Prozent so gut wie überhaupt keine Rolle.

Wechselbereitschaft und Weiterbildungsinteresse klaffen auseinander

Die Bereitschaft, seinen Wohnort für den aktuell ausgeübten Beruf zu wechseln, korreliert mit diesem Befund: So ist nur knapp jeder Vierte in der Einkommensgruppe bis 2.000 Euro im Monat zu einem Wohnortwechsel für den Beruf bereit. Bei Beziehern von Einkommen über 2.000 Euro ist es bereits mehr als jeder Dritte (36 Prozent) und unter Spitzenverdienern sind es schon fast sechs von zehn (58 Prozent).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage, welcher Stellenwert der Fort- und Weiterbildung im aktuellen Beruf zugeschrieben wird. In der unteren Einkommensgruppe sehen das 33 Prozent als „sehr wichtig“ an, in der oberen Gruppe sind es 43 Prozent und unter Spitzenverdienern sogar 72 Prozent.

Unterschiedliche Grundeinstellung zum Beruf

Nicht ganz so einheitlich fällt das Bild dagegen bei anderen Kriterien aus. „Ich kann mir ein Leben ohne einen Beruf auszuüben nicht vorstellen.“ Dieser Aussage stimmen „voll und ganz“ mit 21 Prozent mehr Berufstätige in der Einkommensschicht unter 2.000 Euro netto zu, als in der Gruppe darüber, wo es nur 19 Prozent sind. Allerdings sind Spitzenverdiener mit 34 Prozent Zustimmung auch hier klar vorn. In einem Punkt jedoch sind die unteren Einkommensgruppen führend: „Man sollte arbeiten um zu leben - und nicht leben, um zu arbeiten.“ Dieser Grundsatzeinstellung stimmen „voll und ganz“ 44 Prozent, also fast die Hälfte unter ihnen, zu. Bei der höheren Einkommensgruppe sind es aber nur 39 Prozent und die Spitzenverdiener liegen hier mit nur knapp 29 Prozent ganz hinten.

Das könnte Sie auch interessieren