05.03.2020

Digitalisierung verbessert Work-Life-Balance

Berufstätige beklagen Digitalisierung und härteren Arbeitsmarkt

Die Einstellung zum Beruf wird in vielen Fragen durch die Familienverhältnisse geprägt. Das merkt man sowohl an Unterschieden zwischen Singles und Menschen in festen Partnerschaften, als auch zwischen Befragten mit Kindern und ohne Kinder. Auch die Einstellung von Alleinerziehenden wurde im Rahmen der HDI Berufe-Studie untersucht.

Die Verantwortung für Kinder prägt naturgemäß die Einstellung zu aktuellen Entwicklungen im Job maßgeblich mit. So fürchtet fast jeder dritte Berufstätige mit minderjährigen Kindern (31 Prozent), durch die Digitalisierung am Arbeitsplatz den eigenen Job verlieren zu können. Bei Berufstätigen ohne eigenen Nachwuchs gibt es diese Angst nur bei jedem Fünften (20 Prozent).

Andererseits hat die Digitalisierung für Familien mit Kindern unter 18 Jahren offenkundig auch einen positiven Effekt: Die Work-Life-Balance verbessert sich. 32 Prozent dieser Gruppe bewerten das so, bei der Vergleichsgruppe ohne Kinder sind es nur 27 Prozent. Berufstätige mit kleinen Kindern empfinden etwa eine ständige Erreichbarkeit (z.B. durch ein Diensthandy oder berufliche E-Mails nach Feierabend) deutlich seltener belastend als Berufstätige ohne Nachwuchs (28 Prozent zu 38 Prozent). Allerdings geben 33 Prozent von ihnen auch zu, in ihrer Freizeit weiterzuarbeiten. Berufstätige ohne Kinder erklären das nur zu 27 Prozent.

Das ist eines der Ergebnisse der repräsentativen HDI Berufe-Studie. Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland hat dazu im Auftrag der Versicherung HDI über 3.600 Berufstätige ab 15 Jahren in umfangreichen Online-Interviews befragt.

Eltern beschäftigt ein potentielles Berufs-Aus stärker

Die Familienverhältnisse bestimmen auch mit darüber, ob Berufstätige sich intensiv mit der Frage beschäftigen, welche konkreten Konsequenzen der Verlust ihres Berufes haben kann. Ledige haben zu 58 Prozent bereits intensiv darüber nachgedacht. Bei denjenigen, die verheiratet sind oder fest mit einem Partner zusammenleben, liegt dieser Wert bereits 10 Prozentpunkte höher, bei 68 Prozent. Und bei Berufstätigen mit Kindern sind es sogar 71 Prozent. Die Alleinerziehenden mit Nachwuchs unter 18 Jahren schließlich haben sich für diesen Fall sogar zu 81 Prozent schon Gedanken gemacht – der höchste Wert unter allen Berufstätigen.

Höhere Bereitschaft zum Berufswechsel bei Singles

Insgesamt 62 Prozent der ledigen Berufstätigen können sich vorstellen, einen anderen Beruf zu ergreifen. Das ist ein deutlich höherer Wert als bei Verheirateten oder Berufstätigen mit einer rechtlichen Lebenspartnerschaft (52 Prozent). Eine höhere Flexibilität zeigen Singles auch im derzeitigen Beruf. Für diesen wären 34 Prozent bereit, den Wohnort zu wechseln. Bei denen, die rechtlich einen Bund fürs Leben geschlossen haben, erklären das nur 26 Prozent.

Die höhere Bereitschaft zum Wohnortwechsel korreliert bei Singles damit, dass sie gegenüber möglichen Argumenten für einen beruflich bedingten Wohnortwechsel aufgeschlossener sind. Wird mehr Gehalt angeboten, punktet bei 57 Prozent der Alleinstehenden dieses Argument und damit stärker als bei Berufstätigen mit festem Lebenspartner. Hier bezeichnen 46 Prozent dies als Voraussetzung für einen Umzug. Das Gleiche gilt für die Wohnortwechsel-Argumente einer „interessanteren beruflichen Aufgabe“ (34 zu 26 Prozent) oder „besseren Arbeitskonditionen, z.B. flexibleren Arbeitsmodellen“ (32 zu 23 Prozent).

Singles möchten auch ohne finanziellen Druck weiterarbeiten

Auch bei weiteren Fragen rund um den Beruf gibt es sichtbare Unterschiede je nach Familienstand. Ledige wollen zu 41 Prozent auch dann ihren aktuellen Beruf weiter ausüben, wenn sie es finanziell gar nicht mehr nötig hätten. Bei Berufstätigen, die verheiratet sind oder in einer rechtlichen Partnerschaft leben, liegt dieser Wert bei 37 Prozent.

Ledige haben größere Furcht vor Vereinsamung

Mehr als jeder zehnte Single (12 Prozent) hat Angst vor Vereinsamung, wenn er seinen Job nicht mehr ausüben kann. Bei denjenigen, die mit einem Partner zusammenwohnen, sind es nur acht Prozent. Größer als in diesen beiden Gruppen ist die Angst vor einem solchen Effekt noch bei den Alleinerziehenden. Hier liegt der Wert bei 14 Prozent.

Alleinerziehende schauen mehr aufs Geld

Alleinerziehende schauen – wahrscheinlich zwangsläufig – stärker aufs Geld beim Job: 43 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sie ihren derzeitigen Job primär nur wegen des Geldverdienens ausüben. Unter allen Berufstätigen sind es 33 Prozent, der gleiche Wert gilt auch für Verheiratete bzw. denjenigen in Lebenspartnerschaften und auch bei Ledigen liegt die Quote mit 34 Prozent fast exakt genauso hoch.

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